Von Lars Hochmann
Manchmal bin ich frustriert. Als Unternehmensforscher beschäftige ich mich von Berufs wegen mit dem praktischen Tun von Menschen, die sich organisieren und etwas unternehmen. Einerseits fasziniert mich, was diese Persönlichkeiten tagein, tagaus leisten, was sie verändern in dieser Welt, die leidet und die kaum etwas so nötig hat wie eben dies: Veränderung. Andererseits ist es für mich, das gestehe ich offen, auch schwer zu ertragen, wenn ich in meiner Forschung damit konfrontiert werde, wie eben diese Menschen, als wäre es das natürlichste überhaupt, eine Schneise der Verwüstung in dieser Welt hinterlassen und anderes, andere und sich selbst zerstören: Natur, die ausgebeutet wird, Länder, die in die Abhängigkeit getrieben werden, Organisationen, die der Eitelkeitsbefriedigung dienen, Meetings, die Zeitverschwendung sind, und quer dazu Menschen, die krank werden und kaputt gehen an alledem.
Wir wussten noch nie so viel über das Leid, das wir hier wie anderswo mit unseren Formen und Weisen des Wirtschaftens verursachen. Und ja, es frustriert mich zunehmend, wenn ich Hamsterräder und Haifischbecken erlebe, die all dem auch noch einen Sinn zu geben versuchen. Es befremdet mich, dass wir als demokratische Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts überfordert scheinen mit gleichsam demokratischen Organisationen, die Partizipation und Kooperation, Persönlichkeitsentwicklung und existenzielle Teilhabe ermöglichen. Demokratie, Freiheit und Nachhaltigkeit gibt es entweder zusammen oder gar nicht. Wir brauchen deswegen dringend neue Unternehmen. Die nächste große Transformation wird keine technische Innovation sein, sondern eine soziale. Und sie wird um die Frage kreisen, wie wir uns organisieren und etwas unternehmen gegen die Probleme unserer Zeit. Eine neue Gesellschaft setzt daher eine neue Wirtschaft voraus. Institutionen zu gestalten, wird in der Folge zu einer Schlüsselkompetenz der kommenden Jahrzehnte. Aus diesem Grund haben wir an der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung ein Masterprogramm entwickelt, das dazu befähigt. Im nachstehenden Video gebe ich Einblicke in dieses Studium der Institutionsgestaltung.
Mehr Infos zum Studiengang “Ökonomie – Verantwortung – Institutionengstaltung“ (ÖVI) findet ihr hier.
Hallo Lars,
ich hatte das Buch "Das demokratische Unternehmen" gelesen und einige Aspekte schmerzlich vermisst. Die habe ich hier in dem Artikel aufgenommen: https://marius-a-schulz.de/2022/06/22/demokratieunternehmen/ . Insgesamt ist das Buch häufig mit Fallbeispielen durchzogen, die Konflikte mit dem Arbeitsrecht bedeuten. Eine wichtige Diskussion ist m. E. die Diskussion zum Arbeitsrecht und Kapitaleigentum. Im Übrigen bin ich der Meinung, wir brauchen mal eine stochastische Simulation der Informationsverarbeitung von Hierarchien / Diktaturen und Demokratien / Parlamenten in realitätsnahen Systemen. Mit freundlichen Grüßen, Marius Schulz.