von der Hochschulgemeinschaft
Am 23. September ging’s wieder auf die Straßen: Allein in Deutschland riefen in über 270 Städten und Gemeinden Fridays For Future Ortgruppen dazu auf ein starkes Zeichen für Klimagerechtigkeit zu setzen und die Dringlichkeit der Klimakrise sichtbar zu machen. 280.000 Menschen folgten diesem Aufruf in Deutschland und dafür gibt es (leider) viele gute Gründe. Das 9€-Ticket ist schon wieder Geschichte, statt Energiewende haben wir eine Energiekrise und um die soziale Gerechtigkeit in Deutschland steht es – milde formuliert – miserabel. Über alledem schwebt die voranschreitende Klimakatastrophe, die sich weltweit und vor allem in Ländern des globalen Südens immer stärker bemerkbar macht. In diesem Dürre-Sommer konnten wir sehen, dass die Klimakrise endgültig in unserem Alltag angekommen ist.
Die multiplen Krisen unserer Zeit fordern fundamentale Veränderungen in unseren gewohnten Alltagsvorstellungen, materiellen und mentalen Infrastrukturen sowie in den zahlreichen Institutionen, die den fossilen Status Quo (noch) stützen. Dabei sind wir uns gar nicht so sicher bzw. einig, wie den Klimastreik in dieser Hinsicht bewerten sollen (und diese Ambivalenz ist vielleicht auch gar nicht so schlimm). Auf der einen Seite macht es uns Hoffnung, dass nach drei Jahren immer noch (oder angesichts der Pandemie eher wieder) so viele Menschen auf die Straßen gehen, um öffentlich Druck für den notwendigen Wandel zu machen. Andererseits finden wir es traurig, dass dieser Druck immer noch so bitter nötig erscheint. Klimaproteste sollten wohl eher nicht “normal” werden, denn eigentlich ist es ja ihr Ziel, überflüssig zu werden (oder besser gesagt: sich selbst überflüssig zu machen). Auf dem Weg dorthin wird es aber wohl noch viel Kraft, Solidarität und Kreativität brauchen, um gemeinsam politischen Handlungsspielräume zu erweitern und den Beharrungskräften des Status Quo wirksam entgegenzutreten. Und dabei können wir schon Strategien, Narrative und Praktiken entwickeln und erproben, die selbst eine bessere Zukunft vorwegnehmen und diese im Hier und Jetzt vorstellbar und erlebbar machen. Beim Klimastreik „tanzt [also] das Morgen schon im Heute“ (Klein 2013 zitiert nach I.L.A.-Kollektiv 2022, S. 35). Nicht zu unterschätzen ist dabei für viele von uns auch die emotional stützende und empowernde Bedeutung von kollektiven Erfahrungen, die wir in Klimastreiks machen können, denn die Klimakrise droht nicht nur unsere Zukunft zu zerstören, sondern sie gefährdet auch unsere mentale Gesundheit in der Gegenwart.
Im folgenden Fotoslider sammeln wir einige Eindrücke von Studierenden und Mitarbeiter:innen der Cusanus Hochschule, die sich an verschiedenen Orten am Klimastreik beteiligt haben. Wir haben unsere Kommiliton:innen und Kolleg:innen gebeten, uns Fotos und Gedanken zu ihrem persönlichen Klimastreik zu schicken und viele haben mitgemacht. Gesellschaftliches Engagement und das Studieren bzw. Arbeiten an einer Hochschule für Gesellschaftsgestaltung gehören schließlich irgendwie zusammen (wie genau und wie besser nicht, damit struggeln wir allerdings auch regelmäßig).
Den Text haben Anne-Ly Redlich, Franziska Heimrich und Sebastian Möller von der studies4future Blogredaktion gemeinsam verfasst. Die Bilder und Zitate kommen aus unserer Hochschulschulgemeinschaft. Vielen Dank fürs Teilen an alle, die mitgemacht haben! Wollt ihr selbst auch Eindrücke und Gedanken zum Klimastreik teilen? Dann hinterlasst doch gerne einen Kommentar!
Literatur
Klein, Dieter (2013): Das Morgen tanzt im Heute. Transformation im Kapitalismus und über ihn hinaus. Hamburg: VSA.
I.L.A. Kollektiv (2022): Realpolitik revolutionär gestalten. In: Die Welt auf den Kopf stellen. Strategien für radikale Transformation. Ein Handbuch für Menschen in sozialen Bewegungen. München: oekom.
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